Newsletter Dezember 2017
Da haben die Gebrüder Grimm einen Volltreffer gelandet, als sie 1818 die Geschichte vom Hans im Glück in ihre berühmte Märchensammlung aufgenommen haben. Kaum ein Märchen lässt uns in seiner Moral so irritiert zurück. Da geht jemand sieben Jahre in die Lehre, erhält seinen gesamten Lohn auf einmal und vertauscht ihn dann auf dem Heimweg, bis er letztendlich gar nichts mehr hat. Und während wir uns fragen, ob der Junge noch zu retten ist, kann er sein Glück kaum fassen.
Das Märchen von Hans ist realistisch. Keine Feen, keine Zauberer. Die Menschen sind auf ihren Vorteil bedacht, die Tiere sprechen nicht und Hans macht es sich gerne leicht. Sich um sein Eigentum zu kümmern, gefällt ihm nicht. Jeder Besitz bedeutet Verantwortung und so verspielt er ihn ohne Reue. Je weniger er hat, desto glücklicher scheint er. Und obwohl er hemmungslos übers Ohr gehauen wird, ist er weder verbittert noch enttäuscht. Hans steht zu seinen Entscheidungen, wählt nach dem Lustprinzip und ist damit einfach nicht unter zu kriegen.
Was Glück und Erfolg für jemanden bedeuten, ist relativ. Menschen wählen mitunter sehr eigene Ziele. Hans möchte jedenfalls wieder zu seiner Mutter. Hier können wir mal mutig mit der Metapher des Märchens spielen und behaupten: Hans ist auf dem Weg zurück zur Natur. Und da hat er dann letztendlich alles richtig gemacht. Darüber hinaus kommt er natürlich nicht mit leeren Händen zu Hause an: Er ist überreich an Erfahrungen!
Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden,
macht unser Schicksal aus.
Marie von Ebner-Eschenbach
Geld und Gold sind Tauschmittel, da wir beides ja bekanntlich nicht essen können. Doch woran orientieren wir uns beim Tausch? Lassen wir uns von Außen beeinflussen, weil wir dem Schein glauben, den andere uns mehr oder weniger gekonnt vormachen? Oder lassen wir uns von inneren Werten leiten? Was für andere passt, muss für mich selbst noch lange nicht richtig sein. Idealerweise laufe ich in meinen eigenen Schuhen. So ist die Geschichte von Hans die einer heilsame Enttäuschung: Er erkennt seine wahre Natur und kann, von zu hohen Erwartungen befreit, erleichtert seines Weges gehen.
Wie anders wäre die Geschichte verlaufen, wenn Hans nach dem Realitätsprinzip gehandelt hätte. Wäre ein "Hans im Geschäft" glücklich(er) geworden? Oder hätte er seine erfolgreiche Sozialisation mit dem Verlust seines Wesens bezahlt? Wir wissen es nicht. Fakt ist: hinter jeder bewussten Entscheidung steht auch die Frage: Welcher Mensch möchte ich sein?
Für die Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen viel Freude beim Verschenken. Und ärgern Sie sich nicht, wenn danach das ein oder andere umgetauscht werden muss. Denken Sie an unser Märchen und nehmen Sie es leicht. Denn zu guter Letzt können wir von Hans noch etwas anderes erfahren: Es gibt eine Gnade, die uns auf auf wohlwollende Art, ohne dass wir uns Vorwürfe machen müssten, von schwerer Last befreit. Nehmen wir diese Gnade dankbar an.
Nachhause kommen - das ist es, was das Kind von Betlehem
uns allen schenken will.
Friedrich von Bodelschwingh
...vielleicht wird alles viel leichter.
Quellenverweis: Sabine Rückert, Zeit Online - Erfolg. Iring Fetscher, Das Märchen-Verwirrbuch, Fischer Verlag.
Schwalbenweg 9
32760 Detmold
05231|3080545
info@coaching-gruber.de
Alle zwei bis drei Monate gebe ich einen Newsletter zu praxisnahen Themen der Lebensberatung heraus.
Mit Ihrem Eintrag in den Verteiler erklären Sie sich mit meiner Datenschutzerklärung einverstanden.