In der positiven Psychologie betonen wir gerne das Gute an einer Sache. Wir sagen "Wo Schatten ist, da ist auch Licht" oder "Es braucht Sonne und Regen für einen Regenbogen". Nichts ist umsonst, alles eine Frage der Einstellung. Mit Humor wechseln wir die Perspektive und beenden zügig jedes Drama. Aber dann kommt ein Mensch mit seiner Trauer vorbei und wir sagen: "Kämpf' nicht dagegen an. Lass' die Traurigkeit ihre Arbeit tun."
Nichts ist mehr so wie es war. Und ich verstehe nicht warum. Manchmal bin ich still. Manchmal streite ich mich mit meinem Freund. Manchmal möchte ich nicht alleine sein. Manchmal trete ich meine Katze (und dann fühle ich mich richtig schlecht). Manchmal kann ich nicht einschlafen. Manchmal habe ich keinen Hunger. Manchmal bin ich gerne abgelenkt. Eigentlich habe ich auf nichts Lust.
Und dann kommt mein Freund und sagt: Du wirst sehen, es kommt ein neuer Tag und eine Nacht und dann wieder ein Tag und dann kommt eine neue Woche und ein neuer Monat. Deine Verzweiflung wird immer noch da sein - aber nicht mehr so schlimm. Und dann sagt mein Freund: Komm' lass uns raus gehen!
Und plötzlich kann ich weinen, kann ich schimpfen und dann kann ich lachen.
Mein Freund sagt: Wenn du brüllst, wie wütend du bist, wenn du erzählst, wie traurig du bist, wenn du flüsterst, wovor du Angst hast, wenn du sprichst - dann kommt ein neuer Tag und eine Nacht und wieder ein Tag und dann kommt eine neue Woche und ein neuer Monat und irgendwann ein neuer Frühling und dann, wird es einfacher sein...
Quelle: Kristin Heitmann, Lass mich einfach traurig sein, apppmedia
Traurigkeit ist nichts Schlechtes - aber auch nicht wirklich schön. Sie zeigt einen Energiemangel an, den wir jedoch nicht mit einer Depression verwechseln dürfen. Traurigkeit ist keine Krankheit, sondern ein Gefühl, das seine Signale schickt, um uns auf etwas aufmerksam zu machen: "Halte einen Augenblick inne, höre auf dich selbst. Sprich zu dir und verstehe, was mit dir los ist." Wenn wir dieser Aufforderung Raum geben, kann die Traurigkeit vergehen oder uns heilsam begleiten.
Eine erste Reaktion, wenn Traurigkeit aufkommt, wäre also die Frage: "Was fehlt mir gerade?" Als Freund könnte ich anstoßen:" Was brauchst du jetzt?". Damit lenken wir die Aufmerksamkeit auf ein unerfülltes Bedürfnis und bekommen Verständnis für das Gefühl. Vielleicht braucht die Traurigkeit ein Sofa zum Ausruhen, einen Spaziergang im Wald oder ein warmes Getränk. Oft braucht sie ein Taschentuch. Ein guter Zuhörer versteht: Traurigkeit trennt nicht, sie verbindet. Sie sucht Trost für ihren Menschen. Und ganz sicher wird sie gerne umarmt - eine Zuwendung, die uns im Lockdown mit seiner Distanz ganz besonders fehlt.
Wenn du traurig bist, schau in dein Herz und du wirst sehen:
du weinst um etwas, was dir einmal Freude gemacht hat.
nach Khalil Gibran
Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlang lief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter. Das Wesen schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit." weiter lesen
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